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Josephine Steinfurth: „Woher/hin?“ – Ausstellung im Falladahaus

Josephine Steinfurth begibt sich in ihren aktuellen Arbeiten nicht nur auf die Suche nach den eigenen Wurzeln sondern befasst sich auch mit der Frage nach der Rechtmäßigkeit von vermeintlichen Autoritäten und deren Einfluss auf Gegenwart und Zukunft.

Geöffnet Dienstag 15-19 Uhr und Sonnabend 15-18 Uhr.

 

Hildegard Kremser (Großmutti). Zeichnung auf Décollage. 2021

Heimat II (Greifswald – Görlitz). Zeichnung mit Aquarellfarbe. 2020

Dangerous Clowns – Donald. Linolschnitt, 2020

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Sibylla Schwarz – Alphabetisches Titelverzeichnis

Alphabetisches Verzeichnis aller Titel und Anfänge

Zusätzlich aufgenommen wurden hier lyrische Stücke (Chöre, Lieder, Sonette, Sprüche etc.) aus den erzählenden und dramatischen Werken – nicht jedoch bloße Teile der dramatischen oder erzählenden Handlung. Aufgenommen wurden auch von späteren Herausgebern gewählte Titel mit Verweis auf den Originaltitel. Angegeben ist zuerst die Textnummer in der zweibändigen Werkausgabe, dann die Seitenzahl in der Originalausgabe (in modernisierter Schreibweise). Beispiel: 38, I 10 bedeutet Text Nr. 38, im Original Band I, Seite 10; II H 3b: Band II, Block H, Blatt 3 Rückseite. 

ACh / ach / wie müssen doch in diesen letzten Tagen 60, I 10

ACh / Amor / nimb dein schwäres Joch vohn mir 8-8, II O 3

ACh daß mein Haupt von Thränen 36, I 54

Ach möchtest Daphne du / mir in mein Herze sehen 89-2, I 94 

ACh wiltu mich verlassen 8-15, II O 3

Als H.M.A.C. so früzeitig mit Todt abgangen 62, I 35

Als Herr Doktor Hermannus Quirinus uns mit seiner lang entzogenen Gegenwart wieder erfrewet hat 68, I 74

Als J.F.G. vohn Croja und Arschott zu Greiffswald / Studierens halben / angelanget 83, II J 3

Als jhre liebste Freundin einen Widerwillen auff sie gefasset 67, I 72

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Zé do Rock

Der aus Brasilien stammende, in Berlin lebende Autor und Performer Zé do Rock in einer Feuerwerk-Performance für Christian Morgenstern zum 150. Geburtstag. Eine digitale Lesung der Pommerschen Literaturgesellschaft als Beitrag zum Morgenstern-Dossier des L&Poe-Journal, Ausgabe 1 / 2021.

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Fünfmal Sibylla Schwarz

Sibylla Schwarz lebte vom 14. / 24. Februar 1621 bis 31. Juli / 10. August 1638, gerade mal 17 Jahre, 5 Monate und 17 Tage. Ihr Werk wurde von Samuel Gerlach in Danzig gesammelt und 12 Jahre nach ihrem Tode, zwei Jahre nach Ende des 30jährigen Krieges gedruckt. Der Originalausgabe ihrer nachgelassenen Werke folgte lange nichts. Es gibt sie noch in mehreren Bibliotheken in Deutschland (u.a. Berlin, München, Wolfenbüttel und Greifswald) und der Welt (Kopenhagen, London, Stockholm, Cambridge / Mass.).

1980 veröffentlichte ein US-amerikanischer Germanist, H. W. Ziefle, dann einen Reprint, der zwar in der Druckqualität Wünsche offenläßt, aber das Werk wenigstens weltweit zugänglich machte und so die Beschäftigung mit Sibylla Schwarz ankurbelte.

Dann vergingen wieder Jahrzehnte. Der Nachdruck ist schon lange vergriffen. In den letzten zwanzig Jahren gab es drei schmale Auswahlausgaben, darunter diese im Leipziger Verlag Reinecke & Voß:

2021 aber ist das Jahr des 400. Geburtstages der jungverstorbenen Dichterin. Voilà, drei Ausgaben, vier Bücher, sechs Bände:

Drei  Paukenschläge, jeden Monat eins. Drei sehr unterschiedliche Ausgaben. Im Januar erschien der erste Band einer zweibändigen Werkausgabe bei Reinecke & Voß, von der es neben der weißen Paperback- auch eine rote Hardcoverausgabe gibt.

(herausgegeben von Michael Gratz, Band 1 hat Hardcover 270  / Paperback 190 Seiten, 298 Fußnoten, Worterklärungen, Paperback 20, Hardcover 40 €  – Nachwort und Materialanhang folgt im zweiten Band).

Im Februar, pünktlich zum Geburtstag, erschien eine Auswahlausgabe von Gudrun Weiland in sprachlich modernisierter Form (Secession, Zürich, 240 Seiten, Worterklärungen und Nachwort, 20 €).

Seit vorige Woche ist auch die dritte Ausgabe raus, eine zeichengetreue Abschrift der Originalausgabe von 1650, herausgegeben von Klaus Birnstiel (Wehrhahn Verlag, Hannover, 310 Seiten, Nachwort). Drei Bücher im gutsortierten Buchhandel – jetzt gibt es keine Ausrede mehr, Sibylla Schwarz nicht zu lesen.

Wer noch mehr will: Inzwischen gibt es mindestens sechs hochaufllösende Pdfs der Ausgaben von Berlin, Greifswald, Kopenhagen, München, Stockholm und Wolfenbüttel, in mancher gibt es reingeklierte Randbemerkungen und Anstreichungen und in einer (Berlin) sogar ein ganzes Sonett, das der Vorbesitzer, der in Greifswald bekannte Ernst Bogislav von Croy, der mit dem Croyteppich, hineingeschrieben hat. Croy kannte die Familie, Sibylla Schwarz hat ihm zwei Gedichte gewidmet, und nach ihrem Tode liest er mit Erstaunen das Werk der jungen Dichterin und lobt, in Pommern sei diese „Jungfer“, was sonstwo Männer seien. – Wer die Handschrift nicht entziffern mag, im zweiten Band der Gesamtausgabe, der auch noch im Jubeljahr erscheint, wird es abgedruckt.

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„Verbrechen am Kulturerbe“ – Sibylla Schwarz in einem neuen Jahrbuch aus Polen

Silesia Nova war eine von der Universität Wrocław herausgebene Vierteljahres-, vorher Zweimonatsschrift. Im 17. Jahrgang erscheint sie nun als Jahrbuch. Der fast 300 Seiten umfassende Band präsentiert ein Dossier zum 400. Geburtstag von Sibylla Schwarz, der pommerschen Autorin mit schlesischen Bezügen.

SILESIA NOVA. Jahrbuch für Kultur und Geschichte

17. Jahrgang | 2020

Institutionelle Träger Institut für Germanistik der Universität Wrocław / Willy Brandt Zentrum der Universität Wrocław Herausgeber Edward Białek, Detlef Krell, Thomas Maruck, Jan Pacholski, Krzysztof Ruchniewicz, Rainer Sachs. Gutachter Wojciech Kunicki. Dresden: Neisse Verlag, 2020. 290 S., € 20

Enthaltene Beiträge:

  • Detlef Krell: Sibylla Schwarz, Barockdichterin aus Vorpommern. Zu ihrem 400. Geburtstag
  • Sibylla Schwarz: Gedichte
  • Mirosława Czarnecka: Sibylla Schwarz (1621-1638) und ihr Selbstverständnis als Autorin (Nachdruck eines Beitrags aus dem Band „Auf den zweiten Blick. Frauen und Männer der Nordkirche vom Mittelalter bis zur Gegenwart“, Husum 2018)
  • Tomasz Jabłecki: „Gerne schryb ich weiter fort/ doch die Faust will mir erkalten.“ Epigonalität und Originalität in der Gelegenheitsdichtung von Sibylla Schwarz (Inhaltlich unveränderte Fassung des Artikels in Daphnis 44 / 2016)
  • Kalina Mróz-Jabłecka: Sibylla Schwarz in der Leichenpredigt von Christoph Hagen. Die Lebenswelt der gelehrten Jungfrau aus der Greifswalder Stadtelite – ein Vergleich mit Breslau. (Inhaltlich unveränderte Fassung des Artikels in Daphnis 44 / 2016)
  • Ludwig Giesebrecht: Ueber einige Gedichte der Sibylla Schwarz (Nachdruck eines Aufsatzes, der 1865 in Stettin erschienen ist)

Ein auf Greifswald bezogenes Zitat aus der Einleitung von Detlef Krell:

Ein außerhalb der Stadt Greifswald kaum wahrgenommener, aber in seiner Dimension für das europäische Kulturerbe relevanter Frevel, man möchte es ein Verbrechen am Kulturerbe nennen, verbindet sich mit dem Geburtshaus von Sibylla Schwarz. Das Wohnspeicherhaus Baderstraße 2 mit seinem schönen Spätrenaissancegiebel besteht seit mindestens 1540 und befand sich bis 1665 im Eigentum der Familie Schwarz, es wurde von der Familie auch während des Dreißigjährigen Krieges bewohnt. Der heutige Eigentümer aus Baden-Württemberg überläßt das Haus seit fast drei Jahrzehnten dem Verfall. Zu seinen nicht realisierten Nutzungsideen gehörten Erlebnisbäckerei, Eisdiele und Dönerimbiß. Eine Initiative der Stadt zur Enteignung scheiterte an der Rechtslage. Zwar besteht seit 2019 eine Absichtserklärung des Eigentümers und des Fördervereins Sibylla Schwarz, für das Haus eine denkmalgerechte Nutzung zu ermöglichen, wobei der Verein einen Bürgen für die Garantie der Mietzahlungen aufbringen muß, aber auch zum 400. Geburtstag von Sibylla Schwarz ist ihr einstiges Wohnhaus das einzige unsanierte in der malerischen Greifswalder Altstadt. Das seit Jahren vorliegende Nutzungskonzept des Vereins sieht ein Museum, Ausstellungsräume, Cafe und Arbeitsräume für Wissenschaftler vor. ■ / SILESIA NOVA | 2020 | S. 177

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Medienecho im Sibylla-Schwarz-Jahr

(Wird fortgesetzt. Hinweise willkommen)

Nachträge

  • Harald Hartungs Artikel in der FAZ vom 24.2. ist jetzt online

Medienecho zum Jubiläumsjahr

  • Kai Bremer: Wie viele Zungen hat die Gunst? FAZ 10.2.. Geisteswissenschaften, S. 3
  • Holger Kankel: „Ein Wunder ihrer Zeit“. Heute vor 400 Jahren wurde in Greifswald die Dichterin Sibylla Schwarz geboren / Sie starb mit nur 17 Jahren / Ihr Genie wird inzwischen weltweit gewürdigt. Schweriner Volkszeitung 13./14.2., S. 14 (eine ganze Seite mit Porträt und Gedichten)
  • Berit Glanz: …und bey den Liechten Sternen stehen – Gedichte zu Sibylla Schwarz‘ 400. Geburtstag. 54Books
  • Ralph Sommer: Sibylla Schwarz. Pommerns bedeutendste Barockdichterin im Radio. Der Schriftstellerverband ehrt Sibylla Schwarz zu ihrem 400. Geburtstag mit einer Sondersendung. Sie ist im „Radio Neubrandenburg Offener Kanal 88.0“ zu hören. / Nordkurier (Neubrandenburg) online 15.2.
  • Harald Hartung: Die Begründerin des weiblichen Parnass. Vor vierhundert Jahren wurde die Barockdichterin Sibylla Schwarz geboren. FAZ 20.2. S. 18
  • Birnstiel, Klaus: Erklärt unabhängig. Warum ist die Barockdichterin Sibylla Schwarz nicht längst so bekannt wie Andreas Gryphius? Eine Wiederentdeckung zum 400. Geburtstag. Die Literarische Welt 20.2., S. 29
  • Insa Wilke: Die Dichterin, die eine Lücke schließen soll. Der Literaturkanon soll weiblicher werden. Zu ihrem 400. Geburtstag wird die Barockdichterin Sibylla Schwarz deshalb begeistert editiert und gelesen. Vereinnahmen wir sie heute zu sehr? Süddeutsche Zeitung 24.2.
  • Michael Braun: Sibylla Schwarz. „Tu weg den Weiber-Mut“. Mit ihren Sonetten zerbröckelte die patriarchale Poesieordnung. Das Comeback der Barockpoetin Sibylla Schwarz, die vor 400 Jahren geboren wurde. Zeit online 24. Februar 2021 (für die gedruckte Ausgabe denn doch nicht wichtig genug? – Online mit den üblichen Leserkommentaren)

Beiträge zu den neuen Ausgaben

  • Ralf Julke: Sibylla Schwarz: Das Lebenswerk einer begabten Barockdichterin aus Greifswald. Sibylla Schwarz: Werke, Briefe, Dokumente. Band 1. Leipziger Internet-Zeitung 6.1.
  • Linn Penelope Micklitz: O Blödigkeit, weiche! Kritik an der Rolle der Frau gab es auch vor 400 Jahren, beweist Sibylla Schwarz. Kreuzer. Leipzig. 15.2.
  • Jacques Schmitz: „Wie minnen wil, kan toch zo preuts niet zijn“ (Kritische Ausgabe Band 1). Argus (Niederlande) 16.2., S. 20
  • Artur Nickel: Entdeckungsreise mit Sibylla Schwarz (zu Werke… Bd. 1). Alliteratus, 21.2.
  • Gunnar Müller-Waldeck: Junge Poetin eckte bei Adel und Bürgern an. Nord-Kurier 22.2.
  • Christine Senkbeil: „Ich fliege Himmel an…“  Zum 400. Geburtstag der Lyrikerin erscheint ein Lesebuch mit ihren Werken. Evangelische Kirchenzeitung Mecklenburg-Vorpommern 21.2. (Online: An ihr gibt es kein Vorbeikommen. Als „Pommersche Sappho“ wurde die Greifswalder Lyrikerin Sibylla Schwarz bekannt. Ihre Gedichte faszinieren auch Gudrun Weiland. Zum 400. Geburtstag der Dichterin hat sie ein besonderes Geschenk. Evangelische Zeitung 24.2.)
  • Insa Wilke: Die Dichterin, die eine Lücke schließen soll. Der Literaturkanon soll weiblicher werden. Zu ihrem 400. Geburtstag wird die Barockdichterin Sibylla Schwarz deshalb begeistert editiert und gelesen. Vereinnahmen wir sie heute zu sehr? Süddeutsche Zeitung 24.2.
  • Michael Braun: Sibylla Schwarz. „Tu weg den Weiber-Mut“. Mit ihren Sonetten zerbröckelte die patriarchale Poesieordnung. Das Comeback der Barockpoetin Sibylla Schwarz, die vor 400 Jahren geboren wurde. Zeit online 24. Februar 2021
  • Jan Kuhlbrodt: Sibylla Schwarz: Werke, Briefe, Dokumente Kritische Ausgabe, Band 1. Signaturen 1.3.
  • Beate Tröger: Leidenschaften. Unsere Kolumnistin Beate Tröger liebt die Lyrik. Hier stellt sie eine Auswahl vor. der Freitag, 4. März, S. 26

Beiträge in Rundfunk / Fernsehen

  • MDR Kalenderblatt: 1621 Sibylla Schwarz geboren. Der erste Band einer Gesamtausgabe ist erschienen, ein Comic über ihr Leben folgt. Nach fast 400 Jahren wird Sibylla Schwarz als wichtige Dichterin des Barock wiederentdeckt. Ein Kalenderblatt von Sven Hecker. (MDR Kultur)

Beiträge aus Greifswalder Lokalredaktionen

  • Eckhard Oberdörfer: 400. Geburtstag von Sibylla Schwarz: Die Stadt feiert ihre Barockdichterin. Ostsee-Zeitung 12.8. 2020, S. 14
  • Sybilla-Schwarz-Kalender 2021. Greifswalder Blitz 1.11.2020
  • 400. Geburtstag von Sibylla Schwarz: Greifswald startet ins Jubiläumsjahr. Förderverein hat mit Partnern ein umfangreiches Programm zur Würdigung seiner Barockdichterin erarbeitet. Ostsee-Zeitung 5.2., S. 12
  • eob: Ein „anderer Klassiker“ aus Greifswald. Der Herausgeber Klaus Birnstiel würdigt Leben und Werk der Dichterin Sibylla Schwarz. Ostsee-Zeitung 22.2.2021, S. 10

 

Sibylla Schwarz bei Perlentaucher:

  •  Efeu 13.2.: „Für die FR spricht Thomas Kaspar mit dem Philologen Dirk Uwe Handen [sic] über die Barocklyrikerin Sibylla Schwarz.“
  • Efeu 15.2.: „Berit Glanz erinnert auf 54books an die Barocklyrikerin Sibylla Schwarz.“
  • Efeu 20.2.: „Harald Hartung (FAZ) und Klaus Birnstiel (Literarische Welt) schreiben über die vor 400 Jahren geborene Barockdichterin Sibylla Schwarz.“
  • Efeu 24.2.: „Sehr zu recht wird gerade die vor 400 Jahren geborene Barockdichterin SibyllaSchwarz mit diversen Neuausgaben wiederentdeckt, freut sich Insa Wilke in der SZ: Bei Schwarzens auch heute noch modernem Drive, der einen tanzen lassen will, „sehen dienasenrumpfenden Klüglinge‚ damals wie heute alt aus, die Samuel Gerlach in seiner Vorrede zur Werkausgabe von 1650 in die Ecke stellt, darauf vertrauend, dass die Energie der Gedichte von Sibylla Schwarz sie wegpustet wie nichts. Ob man sich also im Bewusstsein der historischen Distanz in ihren Kosmos begibt oder ihre Texte identifikatorisch und emanzipatorisch liest, klar ist: Kein Stäublein, nirgends.““
  • Efeu 25.2.: „Auch ZeitOnline-Kritiker Michael Braun freut sich über die breite, von mehreren Ausgaben gestützte Wiederentdeckung der Barockdichterin Sibylla Schwarz: Zu erleben gibt es hier „eine poetische Schwebekunst, die vierhundert Jahre alt ist und zugleich aufregend modern.““
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„ich sage mir, sibylla, du bist wasser und luft“.

Lesung zum julianischen Geburtstag

Sonntag, 28. Februar 2021

Zwei junge Autorinnen lesen zum Geburtstag von Sibylla Schwarz

Anne Martin: Ein Sperrwerk müsste man sein und andere Gedichte

Anne Martin liest: Es schlief einer bei mir

 

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Happy Birthday, Dear Sibylla…

Das mit dem Kalender ist eine komplizierte Angelegenheit. Um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben, verrate ich ein Geheimnis: heute ist der Geburtstag von Sibylla Schwarz. Exakt heute vor 400 Jahren wurde sie geboren!

Kann das stimmen?

Dazu müsste man bestimmen, welche Art Jahr gemeint ist. Ein Mondjahr ist im allgemeinen kürzer als ein Sonnenjahr. Deshalb wandert der islamische Kalender, der sich am Mond orientiert, im Lauf der Jahrhunderte durch das Sonnenjahr. Aber auch bei Sonnenjahren gibt es Unterschiede. Der nach Julius Cäsar benannte julianische Kalender war um etwa 11 Minuten länger als ein astronomisches Sonnenjahr, in 100 Jahren macht das fast einen ganzen Tag aus. Deshalb führte Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 ein neues Kalendersystem ein – er wollte verhindern, dass die christlichen Feste wie Ostern und Weihnachten durch das Jahr wandern. Damals betrug der Unterschied zum astronomischen Sonnenjahr bereits 10 Tage, er ließ also auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 Freitag, den 15. Oktober, folgen.

Freilich akzeptierten nicht alle Kirchen die päpstliche Reform. Die meisten protestantischen Länder führten die aus wissenschaftlicher Sicht sinnvolle und fortschrittliche Reform erst viel später durch, viele im Jahr 1700 und manche (wie Schweden) noch später. Auch die russisch-orthodoxe Kirche machte nicht mit, so dass erst die gottlosen Kommunisten nach der „Oktoberrevolution“, die bekanntlich am 7. November 1917 stattfand (25. Oktober in Russland), den inzwischen Standard gewordenen päpstlich-„gregorianischen“ Kalender einführten.

Wer verschiedene Kalendersysteme zur Verfügung hat, könnte daraus den Vorteil ziehen und zum Beispiel zweimal Geburtstag feiern. Vielleicht machen das manche in Israel oder der Türkei? Ich weiß es nicht, finde es aber spannend.

Also wann wurde Sibylla Schwarz geboren?

In Pommern galt damals noch der julianische Kalender. Ihre Lebensdaten kennen wir aus der Begräbnisrede, die am 3. August 1638 (lokaler Kalender) in der Nikolaikirche (Dom) gehalten und später gedruckt wurde. Selbstverständlich hat der Pfarrer Christoph Hagen den in Greifswald gültigen Kalender benutzt. Demnach wurde sie am Mittwoch, dem 14. Februar 1621 jul. = 24. Februar greg. geboren und starb am Dienstag, dem 31. Juli 1638 jul. = 10. August greg.

Nach 400 Jahren hat sich die Differenz nun um 4 Tage vergrößert. Heute vor 400 gregorianischen Jahren war das Baby 4 Tage alt, aber heute vor 400 julianischen Jahren (Sie erinnern sich, 11 Minuten länger) war sie gerade geboren. Juhu, wir feiern noch einmal.

Feier zum 400. julianischen Geburtstag folgt hier!

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Lexikon der Frau

Eine schöne Entdeckung habe ich ausgerechnet heute am Tag des 400. Geburtstages von Sibylla Schwarz gemacht.

Zur Vorgeschichte. Nach der postumen Veröffentlichung ihres Werkes 1650 und der Lobpreisung durch den gelehrten Daniel Georg Morhof 1682 folgte eine Phase, wo sie von Neumeister 1695, Paullini 1705 und vielen anderen Nachschlagewerken (ich nenne nur Jöcher 1725 und Zedler 1743) bis etwa 1800 vertreten war – nicht sehr substanziell, aber stets lobend. Und dann ist Schluß. Genau in dem Moment, als die Germanistik und Neuere deutsche Philologie als eigenständige Wissenschaft etabliert werden, fällt sie heraus aus dem Kanon. Es kommt noch ein Eintrag im „Allgemeine(n) deutsche(n) Conversations-Lexikon“ 1840, Gervinus nennt sie in der 1. Ausgabe seiner Literaturgeschichte, dann nicht mehr. Sie kommt noch im Grundriß von Goedeke 1859 und 1887 vor und ab da fast nur noch in lokalen Kontexten als pommersche Autorin oder eben als schreibende Frau. Das letzte allgemeine Lexikon, in dem sie verzeichnet ist, erscheint in Frankreich 1876. Von da ab Essig, kein Brockhaus und Meyer, auch kein 10- oder 20bändiges Lexikon hat Platz für die jungverstorbene Dichterin, kein einziges im ganzen 20. Jahrhundert und bis heute. Auch in dicken Geschichten der deutschen Literatur kommt sie nur selten vor, so bei Josef Nadler 1923, Boeckh 1962 und de Boor / Newald 1965. Die vielbändigen Schriftstellerlexika Killy und Kindler haben sie, sonst niemand – wenn sie mal im Kanon der „gelehrten Frauen“ war, ist sie in der Neuzeit zwischen 1820 und 2000 herausgefallen.

Jetzt die Entdeckung. Vor ein paar Tagen suchte ich im Internet nach Sibylla Schwarz und fand ein „Lexikon der Frau“ 1954. Ich bestellte es auf gut Glück bei einem süddeutschen Antiquar, und heute kam ein dickes und schweres Paket mit zwei solide eingebundenen Lexikonbänden. Es ist kein Lexikon berühmter Frauen, sondern eins für Frauen, so etwas wie special interest. Der Gatte mochte es zum 30. oder 40. Geburtstag geschenkt haben. Und siehe da, auf Seite 1218, zwischen Schwangerschaftsverhütung und Schwarzalben, stehen drei Frauen mit dem Namen Schwarz: 1. Friederike, deutsch-tschechische Komponistin, * Prag 1910; 2. Margot, Schweizer Schriftstellerin, * Lenzburg Kr. Aargau 1907, und schließlich

3) Sibylla, dtsch. Dichterin, * Greifswald 14.2.1621,† ebda 31.7.1638. Tochter aus altem, vornehmem Hause. Dichtete vom 10. Lebensjahr an, von Martin Opitz beeinflusst, u. wurde zu ihrer Zeit als die «Pommersche Sappho» gefeiert.

Na bitte. Das einzige Lexikon aus dem ganzen 20. Jahrhundert (okay, ich konnte nicht jedes einzelne überprüfen, aber sehr viele) mit einem Eintrag für Sibylla Schwarz ist ein Lexikon für Frauen.

Die Lebensdaten sind dieselben wie in jedem älteren Nachschlagewerk, stillschweigend und des Problems unbewusst aus der einzigen Quelle übernommen, nämlich der Greifswalder Leichenpredigt von 1638 nach dem damals dort noch gültigen julianischen Kalender, der im 17. Jahrhundert 10 Tage vom gregorianischen abwich. Aber immerhin ist der Vorname „korrekt“, Sibylla und nicht Sibylle oder Sybilla wie sonst meist.

Ein solides Nachschlagewerk und ein schönes Stück Rezeptionsgeschichte.

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